Freitag, 8. Februar 2008

Genug gewartet

Mittwoch, 30. Januar
Um 4.00 Uhr morgens erklaert uns der Taxifahrer, die Strasse nach Yurimaguas komplett gesperrt sei. Die Gemeinde stelle aber vier Gratisfluege zur Verfuegung, ab neun Uhr morgens (in fuenf Stunden also).
Ich beschliesse, in ein Hostel zu gehen und ein wenig zu schlafen sowie ein Fruehstuck einzunehmen. Fuer neun Uhr verabrede ich mich mit den Escobars am Flughafen, um nach Yurimaguas zu fliegen. Ich sage ihnen noch, in welches Hostel ich gehe, wechsle aber kurzfristig, da im ersten niemand an der Reception ist. Zu dumm. Als ich puenktlich um neun am Flughafen eintreffe, erklaeren mir die Escobars, sie haetten im Hostel angerufen, denn mann muesse sich bei der Gemeinde fuer die Fluege einschreiben. Am Flughafen draengen sich etwa 500 bis 1000 Leute an das Tor, das zu den Flugzeugen fuehrt. Ich beschliesse, mich auch einzuschreiben und fahre zum entsprechenden Amt. Edson begleitet mich.
Als ich zuerueckkomme, ist das Chaos noch groesser geworden. Immerhin hat man zuerst Alte, Kranke und Muetter mit Kindern zuerst ausgeflogen. Ich habe das Warten langsam satt, ebenso die Drittweltzustaende. Aber auch das Wedeln mit der Pressekarte scheint nur zu fruchten, wenn ich alleine gehe. Nachdem die Escobars freundlicherweise auf mich gewartet habe, beschliesse ich, doch noch eine Weile mit ihnen zu warten. Die Polizisten rufen mit einem Megafon gemaess Liste Namen von Passagieren auf, die das Flugzeug besteigen duerfen. Vor mir haben sich bereits mehrere hundert andere eingeschrieben. Die Lage erscheint mir zunehmend aussichtslos.
Irgendwann haengt mir die Hitze und der Schweissgeruch zum Hals heraus. Ich verabschiede mich von den Escobars, nachdem wir die Natelnummern getauscht haben, und kaufe mir ein Flugticket nach Iquitos. Schade um die Bootsfahrt, aber meine Geduld ist zu Ende.
Der Flug geht erst um 15.30 Uhr, also fahre ich in die Stadt, um ein Z Mittag einzunehmen in einem Restaurant mit Panorama-Aussicht. Tarapoto liegt am Fuss der Anden, wo die Landschaft in den Regenwald uebergeht. Allemal ein Besuch wert.
Zurueck am Flughafen treffe ich noch einen Peruaner, der heute Morgen ebenfalls gehofft hatte, nach Yurimaguas zu gelangen. Er erklaert mir, dass es noch immer aussichtslos sei. Der Flug nach Iquitos war also die richtige Entscheidung.
Nichtsdestotrotz hat der Flug eine Verspaetung von anderthalb Stunden. So treffe ich gegen viertel nach sechs in der Urwald-Metropole Perus ein. Von einem Dreirad-Taxi, dessen Vorderteil ein Toeff ist (in Tarapoto und Iquitos fahren nur solche herum), lasse ich mich zu einem vom Lonely Planet empfohlenen Hostel chauffieren. Der Fahrer prescht wie ein Wahnsinniger und macht sich einen Spass daraus, in einem Hoellentempo zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern Slalom zu fahren. Ich bin froh, lebend anzukommen.
Schon vor dem Hostel stellt mir der Fahrer seinen Schwager (oder Freund oder Cousin oder what the fuck auch immer) vor, der mir eine Jungle-Tour andrehen will. Ich erklaere, dass ich gerade angekommen bin und einfach ausruhen moechte. Was sind das fuer muehsame Gestalten, die einem nicht mal im Hostel ankommen lassen.
Abends geht diese Jungle-Tour-Nummer munter weiter. "Hello, friend!", lautet die uebliche Floskel. Von Zigaretten ueber Jungle-Tours bis Kokain wollen mir die "friends" alles moegliche verkaufen. Mit der Zeit antworte ich "no entiendo inglés" - ich verstehe kein Englisch. Das Gelaber ist nicht zu bremsen. Dann immerhin auf Spanisch.
Auf dem Boulevard von Iquitos spielen sich die ueblichen Touri-orientierten Aktivitaeten ab: Einige jonglierende oder sonstwie nervende Hippies, bekiffte Schmuckverkaeufer und sonstiges Gesindel. Leider auch sehr viel Kinderarbeit. Die Stadt ist zu meinem Entsetzen viel touristischer, aber auch viel aermer, als ich erwartet habe.
Immerhin erfreuen sich vorbeilaufende Frauen ueber meine blauen Augen. Doch noch ein Aufsteller.

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