Mittwoch, 9. April 2008

Das grosse Fressen

Dienstag, 1. April
Am Busterminal von Salta hatte ich ein (englischsprachiges) Reisebuechlein fuer Argentinien erhalten. Ich beschliesse, einer Hostal-Empfehlung dieses roten (aber keineswegs kommunistischen) Buechleins zu folgen, um mal andere Leute als Juenger des Lonely Planet zu treffen.
Voellig unnoetig hat es am Busbahnhof von Córdoba einen "Mozo", der die Tuere des Taxis oeffnet und dafuer mit Pesos belohnt werden will. Das gleiche gilt hierzulande uebrigens fuer die "Mozos", die die Koffer aus dem Bus-Gepaeckraum luepfen. "Money!", ruft er mir zu, als ich wie gewohnt meinen Rucksack in Empfang nehme und mich in Richtung Ausgang bewege. Tja, andere Laender und Sitten etc.
Klar, dass diese "Mozos" fuer einen Hungerlohn arbeiten, also zuckt der vergleichsweise reiche Schweizer mit den Schultern und schiebt einen Zwei-Pesos-Schein herueber.
Per Taxi geht´s dann also in Richtung Hostal "Morada", wo mich ein freundlicher Staff empfaengt. Bei einem Kaffee lerne ich Urska aus Slowenien kennen, die heute leider abreist.
Das Hostal hat eine grosse Dachterrasse und wirkt gemuetlich. Im Zimmer einquartiert plaudere ich mit Niels aus Holland, der schon eine Woche lang hier ist. Er empfiehlt mir, das Che Guevara-Museum zu besuchen, das in einem eine Stunde entfernt liegenden Dorf namens "Alta Gracia" beheimatet ist. Das werde ich dann morgen tun.
Dann begebe ich mich auf eine Erkundungstour ins Stadtzentrum. Die Gegend um die Plaza San Martin und die Kirche Santa Catalina ist sehr huebsch, und ich geniesse auf einer Terrasse die sommerlichen Temperaturen. Schraeg gegenueber hat eine Gruppe argentinischer Militaers einen Propaganda-Stand aufgebaut, der sich gegen das Vergessen des Falkland-Krieges richtet. Ziemlich unheimlich, diese aggressiv dreinblickenden Typen, die den englischen Union Jack zu einem Hakenkreuz umfunktioniert haben. Fuer einen Moment ueberlege ich mir, hinzugehen, um sie zu fragen, warum sie ein solches Falkland-Trauma haben - schliesslich hat dieser Krieg mitausgeloest, dass die argentinische Junta kein Jahr spaeter von der Demokratie verdraengt wurde. Aber vielleicht sind diese Typen ja Anhaenger der ehemaligen Militaerdiktatur. Und Spass verstehen sie gewiss nicht. Wie auch immer, ich bin doch etwas ueberrascht, wie praesent das Falkland-Thema ist. Bald darauf wird klar, warum: Morgen ist der Falkandkriegs-Erinnerungstag, ein nationaler Feiertag, an dem alles geschlossen ist und die Leute sich dem Trauma um den unsinnigen Krieg um einige karge Inselchen widmen. Ach ja, man verlor den Krieg gegen eine Frau, wohl eine zusaetzliche Schmach.
Genug des politischen Geschwafels. Ich schluerfe einen Kaffee in der Spaetsommerbrise, dann schlendere ich zurueck in Richtung Hostal. Hier lerne ich die beiden Diegos, einige Israelis und Stefaan, einen vlaemischen Belgier kennen, der aber wie ein Hollaender klingt.
Abends gehe ich mit Niels ins All-You-Can-Restaurant "Las Tinajas" (Benj, i ha s Rhybrugg-Restaurant gfunde!) und schlagen uns in sechs Gaengen die Raenzen voll. Meine Guete, was fuer ein Buffet! Der Streik der Bauern ist zwar noch nicht ausgestanden, aber hier ist kein Mangel an Nahrungsmitteln erkennbar. Die nahezu dekandente Ess-Orgie nimmt seinen lauf. Unsere Verdauung arbeitet auf hochtouren, als wir uns in Richtung Hostal zurueckbewegen.

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