Mittwoch, 12. März 2008

Langer Tag, kurze Nacht

Freitag, 7. Maerz
Mit einem Snickers und einem halben Liter Wasser bewaffnet schnappe ich mir den ueberteuerten 6.15 Uhr-Bus nach Machu Picchu. Das Eintrittsbiljee habe ich mir gestern Mittag mit Journi-Rabatt (halber Preis, aber immer noch ueber 20 Stutz) im offiziellen Ticketbuero gekauft.
Es ist noch etwas neblig, aber gerade das macht Machu Picchu umso mystischer. Es ist mehr als verstaendlich, dass die Inkas diesen Ort zu einer Stadt promoviert haben. Mit einer Karte in der Hand erkunde ich den oberen Teil des Gelaendes, bis ich am Tor nach Waynapicchu (dem grossen Felsen auf den Machu Picchu-Bildern) ankomme. Ich bin der 29ste, der den einstuendigen Marsch auf den Felsen auf sich nimmt. Der Pfad ist oft schmal und ungesichert - eine Herausforderung fuer jeden Hoehenaengstler. Einfach nicht herunterschauen...der eggligste Teil ist eine kurze Strecke, die nur etwa zwei Meter breit ist, und auf der rechten Seite geht's hunderte Meter s Loch duerab. Der Felswand entlang schmiege ich mich hoch.
Pflaetternass oben angekommen wird mir rasch klar, dass sich der Aufstieg gelohnt hat, denn der Blick auf die umliegenden, eigenartig geformten Felshuegel sowie auf das weit unten erstrahlende Machu Picchu ist gewaltig, eindruecklich, hammermaessig, fantastisch - welche Superlative einem auch immer einfallen. Die Wolken haben sich inzwischen weitgehend verzogen. Der Gipfel von Wayna Picchu besteht aus grossen Felsbloecken, auf denen sich die Aufsteiger verschwitzt aber gluecklich ausruhen.
Nach etwa einer halben Stunde auf der Spitze von Wayna Picchu wage ich mich an den Abstieg, der nicht minder waghalsig ist. Ich gehe es gemaechlich an und begegne zahlreichen Aufsteigern.
Zurueck in Machu Picchu erkunde ich den Rest des Gelaendes. Puenktlich als ich fertig bin beginnt es zu regnen. Hoechste Zeit also, nach Aguas Calientes zurueckzukehren.
Inzwischen zeigt meine Handy-Uhr 12.15 Uhr an. Zuerst gehe ich zum Bahnhof, um meine Zugfahrt vorzuverschieben, neue Abfahrt um 15.30 Uhr.
Danach moechte ich in einer Pizzeria ich einen Happen essen und treffe auf zwei andere Wayna Picchu-Aufsteiger. Mit einen plaudere ich eine Weile, waehrend ich eine kleine Pizza verdruecke.
Nach einer laengeren Internet-Session ist es dann schon Zeit, zum Bahnhof zu gehen. Die Rueckfahrt findet in einem Panorama-Zug statt. Einige Nickerchen unterbrechen den Genuss des Panoramas. In einem Dorf huepfen einige Passagiere aus dem Zug, um auf den Bus umzusteigen. Dieser legt die restliche Strecke nach Cusco etwa fuenf mal schneller zurueck als der Zug.
In Cusco schnappe ich mir ein Taxi zum Loki-Hostel, wo ich mich diesmal in einem Fuenferdorm einquartiere. Ruhiger als im 10er-Dorm wird es nachts nicht werden. Mehr dazu spaeter.
Zum Z Nacht gibt es Barbecue. Um 22.30 Uhr habe ich mich mit Tom, dem Englaender, den ich in Lima kennengelernt hatte, verabredet. Er ist vorzeitig nach Cusco gefahren, waehrend die Kanadier sich am Titicacasee vergnuegen.
Gemuetliche zwei Stunden kippe ich mit Tom einige Bierchen (u.a. zur Feier meiner ueberwundenen Erkaeltung), und wir plaudern ueber alles moegliche. Ich bin aber ziemlich uff de Moescht und verabschiede mich gegen halb eins in Richtung Bett.
Wie gsait, dass es weniger Leute im Dorm hat, heisst nicht, dass man zu mehr Schlaf kommt. Irgendwann nachts wache ich auf, und zweierlei Geraeusche halten mich vom Schlafen ab: Einer schnarcht, waehrend ein anderer sich ein Miisli geangelt hat. Diese stoehnt ob der Kuenste ihres Bettgenossen drauflos, als gaebe es keine Zimmergenossen. Was fuer ein Geraeusche-Chor. Zwischen den Fummeleien und dem Geschnarch durch begebe ich mich auf die Toilette, was den Geraeuschpegel kurzzeitig sinken laesst. Kaum habe ich mich wieder hingelegt, setzen sich die Begleitgeraeusche zwischengeschlechtlicher Freuden sowie der Rachenlaerm des zu seinem Glueck schlafenden Zimmergenossen fort. Audio-Voyeurismus unfreiwilliger Art. Vielleicht finde ich morgen im Bus etwas mehr Schlaf.

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