Dienstag, 5. Februar
Nach einem Fruehstueck mit Brot und Ei, das ich in meinen fragilen Magen herunterpresse, paddeln wir durch den ueberfluteten Wald und ueber den See zurueck zum Fluss, um dann nach ein, zwei Stunden ins Basis-Camp zurueckzukehren. Waehrend die Zyprioten heute Morgen den Aeffchen-Besuch auf dem Programm haben, lehne ich mich erst Mal in die Haengematte zurueck.
Nach dem Mittagessen (falls man meine zwei Happen Nahrung so bezeichnen kann) paddle ich mit Lucho flussaufwaerts zur Familie des Schamanen, mit dem heute Abend die Ayahuasca-Zeremonie auf dem Programm steht. Laut Familie kommt der Schaman "Juan" (bei uns also der Schaman "Hans") heute aber nicht in den Dschungel. Mir macht das an sich nicht so viel aus, denn Schaman Hans hat auch ein Zeremonienort in Iquitos. Entgegen den Erwartungen taucht Hans dann aber doch auf. Er ist ein 65-jaehriger, sympathischer Mann, dem ich es auch abnehme, dass er Schaman ist. Laut Lonely Planet treiben sich in Iquitos naemlich zahlreiche Pseudo-Schamane herum, die mehr am schnellen Touri-Dollar als an einer erlebnisreichen Zeremonie interessiert sind.
Hans setzt die Zeremonie fuer 20.30 Uhr an. Auf das Z Nacht muss ich verzichten, so besagen es die Ayahuasca-Einnahmeregeln. Was mir nichts ausmacht, da ich ohnehin keinen Hunger habe.
Die zwei Zyprioten wollen bei der Zeremonie nicht mitmachen, da ihnen das ueber Ayahuasca gehoerte nicht zusagt.
Gegen halb neun schreiten wir in ein unbeleuchtetes Zimmer des Camps, etwa 8 Quadratmeter gross. Mit dabei: Die Zyprioten, die doch neugierig sind, und Lucho, mein Guide, der mich stuetzen soll, falls ich mal auf die Toilette muss. Die Ayahuasca-Medizin macht naemlich etwas dusselig.
Ich trinke den Becher mit der roetlichen Urwaldmedizin (in diesem Moment darf kurz die Taschenlampe verwendet werden) in einem Zug aus. Schmeckt nicht gerade lecker, und der Nachgeschmack bleibt ziemlich lange im Mund. Hans faengt nun an, alte Schamanenlieder zu singen, begleitet von knisternden Geraeuschen. Ich erhalte noch ein Kuebeli um mich zu uebergeben, was ueblicherweise zur Ayahuasca-Einnahme gehoert (deswegen auch der Verzicht auf das Abendessen). In Ecuador habe ich gehoert, dass man dort vor der Ayahuasca-Einnahme bis zu drei Tage fastet. Jedenfalls hatte mein Durchfall und der damit verbundene Essensverzicht der letzten Tage offensichtlich auch positive Effekte: Ich muss mich nicht uebergeben, was Hans ausserordentlich freut (und mich natuerlich auch). Nach etwa zwanzig Minuten faengt das Ayahuasca an zu wirken. Nachahmung empfohlen.
Zwischendurch muss ich mal auf die Toilette. Lucho bringt mich zum Toilettenhaeuschen, da das selbstaendige Laufen in diesem Zustand etwas eingeschraenkt (aber durchaus moeglich) ist.
Nach etwa drei Stunden und ebensolangem traditionellem Gesang des Schamanen (der sich zwischendurch immer wieder nach meinem Wohlbefinden erkundigt), klingt die Wirkung aus. Ich gedenke zu Bett zu gehen, doch Hans schlaegt vor, noch einen Moment zu bleiben. Und tatsaechlich baeumt sich die Wirkung noch ein letztes Mal auf. Dann entlaesst mich Hans in Richtung Bett. Ich schlafe bald ein. Nach etwa zwei Stunden wache ich wieder auf und kann nicht mehr einschlafen. Ich liege bis zum Morgengrauen im Moskitozelt und lausche, was sich draussen so alles tut.
Montag, 18. Februar 2008
Die Zeremonie
Eingestellt von Mike
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