Sonntag, 9. Dezember 2007

Die Rueckfahrt

Sonntag, 2. Dezember:
Gegen 4.30 Uhr waren wir zu Bett gegangen, um halb zehn bin ich aber schon wieder hell wach. Ich schalte den Fernseher ein und verfolge ein Spiel von Inter Mailand mit. Cool: Die Ticos sind fussballverrueckt, deshalb ist immer und ueberall (vor allem europaeischer) Fussball zu sehen.
Gegen halb eins gehe ich zu Hakans habitacion und klopfe so lange, bis er wach ist. Dann lassen wir uns von Florindo ein Taxi rufen, bzw. gibt er mir sein Telefon, damit ich Spanisch am Telefon ueben kann. Es funktioniert bestens, und so fruehstuecken wir in einem Lokal, das wegen des hohen Dachs ziemlich luftig und sympathisch daherkommt, ein Eindruck, der vom Personal leider nicht bestaetigt wird. Der Kellner macht einen permanenten Stein, was von uns nicht goutiert und somit mit nada Trinkgeld bedacht wird.
Um 15.00 soll der Bus uns fuer die Rueckfahrt bei einem Hotel namens "Caratas" abholen. Inzwischen habe ich mir die Quittung fuer die Hin- und Rueckfahrt mal angesehen und festgestellt, dass das Ticket ausgestellt ist fuer die Tage 30.11. - 1.11.2007. Klar, dass die Probleme vorprogrammiert sind. Wir hatten dem Herrn im Buero drei Mal gesagt, dass wir Domingo (Sonntag) zurueckfahren wollen. Der Mann verstand auch gut Englisch, und wir bestaetigten auch noch einmal "Sunday". Tja, das Datum hatten Hakan und ich nicht ueberprueft. Wer weiss in den Ferien denn schon genau, welches Datum heut ist...
Jedenfalls fahren wir zum besagten Hotel, wo wir gegen 14.45 ankommen. Man erklaert uns, gestern sei um 15.00 Uhr ein Bus vorbeigekommen und habe nach zwei Typen gesucht. Fuer heute sei keiner vorgesehen. Scheisse also. Das Hotelpersonal ist aber sehr zuvorkommend und gestattet uns, mit ihrem Telefon zu versuchen, das Problem zu loesen. Gilles-Eric als potenzieller Retter in der Not ist nicht erreichbar, also rufen wir direkt den Typen von der Firma an, der das falsche Datum aufgeschrieben hat. Er, Adrian heisst er, ein PIECE OF SHIT, zeigt sich vollkommen unkooperativ. Nachdem Hakan am Telefon ziemlich deutlich geworden ist, sagt Adrian piece of shit, wir sollen ein Taxi zum Hotel Paraiso nehmen, der Sonntagsbus wuerde dort auf uns warten. Unterwegs zum Paraiso sehe ich ein Bus vorbeifahren, der dem unsrigen vom Freitag sehr aehnlich sieht. Aber wir wollen ja optimistisch bleiben. Gefehlt, beim Hotel Paraiso berichtet man uns, der Bus sei vor fuenf Minuten losgefahren. Wir rufen Adrian piece of shit wieder an, und dieser raet uns, wir sollen doch mit dem Taxi dem Bus nachfahren!? Diesen Idee eines Idioten versuchen wir gar nicht erst, in die Praxis umzusetzen und draengen weiter darauf, dass der Bus uns abholt. Piece of shit raet uns diesmal, wir sollen doch ein Taxi nach Limon (ca. 3 Stunden fahrt) nehmen, wo der Bus auf uns warte. Zitat piece of shit: "Wenn der Bus nicht da ist, dann mit dem Taxi direkt nach Jaco fahren". Unser Taxifahrer erklaert uns, dass es ein Witz ist, nach Limon zu fahren, man solle lieber Jaco direkt ansteuern. Der Grund: Ueber Limon zu fahren waere in der Schweiz etwa wie von Basel aus ueber Genf nach Chur zu fahren. Wir erklaeren dies dem piece of shit am Telefon, aber dieser raet weiterhin, nach Limon zu fahren. Nun haben wir definitiv die Schnauze voll. Wir handeln aus, dass der Taxifahrer uns fuer 180 US-Dollar nach Jaco faehrt, eine dreeinhalbstuendige Fahrt. Klar ist, dass wir am naechsten Tag piece of shit in seinem Buero besuchen und insgesamt rund 240 US-Dollar einfordern werden. Mit piece of shit sind wir noch lange nicht fertig.
Unser Taxifahrer ist 21 Jahre alt und mit einer 18-jaehrigen verheiratet, seit anderthalb Jahren. In drei Monaten wird ihr Kind erwartet. In diesen Breitengraden sind derart junge Paare mit Kindern nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Wahrend der Fahrt dreht er den Hip Hop so laut auf, wie wir es sonst nur von DJ Med d'Or kennen. Der grosse Unterschied: Die Hip Hop-Combo, die wir im Taxi hoeren, kommt aus Puerto Rico und hat ausschliesslich tiefchristliche Texte. Wir verstehen nicht viel davon, aber der Fahrer erzaehlt uns, dass im aktuellen Song der Spiessrutenlauf des Mannes am Kreuz besungen wird.
Wir unterhalten uns ein wenig ueber Musik, und bei Guns n' Roses finden wir dann einen gewiss gemeinsameren Nenner als zuvor beim spirituell angehauchten Hip Hop.
Gegen Ende der Fahrt schaltet der Fahrer das Radio an, und wir hoeren erfrischende Latino-Songs, bei denen das Wort "Corazon" in keinem einzigen fehlen darf.
Um 20.00 Uhr arrivieren wir dann in Jaco. Wir bedanken uns beim Fahrer und geben ihm ordentlich Trinkgeld. Er stellt uns auch eine Quittung aus, mit der wir piece of shit besuchen werden.
Spaeter treffen Hakan und ich uns wieder fuer ein Z Nacht und einige Bierchen, um den turbulenten Tag ausklingen zu lassen.

Keine Kommentare: