Mittwoch, 5. Dezember 2007

Der Vulkan

Samstag, 1. Dezember

Nachdem wir gegen 11.00 Uhr aufgestanden sind, bitten wir Florindo, uns ein Taxi zu rufen. Florindo ist der Eigentuemer unserer habitaciones und baut gerade weitere Exemplare davon auf dem Grundstueck. Auch am Wochenende ist die Arbeitercrew am Werk, was dem Bauplan gewiss dienlich ist, unserem Schlaf natuerlich etwas weniger. In dieser Hinsicht unguenstig ist aber vor allem Florindos Sohn, der morgens frueh Gefallen daran findet, Knallfroesche herumzuschmeissen. Na ja, zum Glueck gibt es Ohrenstoepsel.
Florindo ist aber ein sympathischer Kerl, der uns mit Tipps fuer unsere Tour hilft, wo er kann.
Nach dem Fruehstueck in einem Soda begeben wir uns zurueck zu den Habitaciones, wo uns bald darauf der Touribus abholt - jetzt geht's los in Richtung Arenal. Auf dem Weg, der quer durch den Dschungel fuehrt, machen wir mehrmals Halt, um Tiere zu beobachten. Sofern diese natuerlich nicht vor dem Buslaerm davongerannt sind.
Im Bus befinden sich neben uns noch zwei Paerchen aus den Estados Unidos sowie drei US-Boys mit Baseballkaeppis. Unser Tourguide ist ein lustiger Vogel, der gerne Schabernack treibt, wenn auch gerne einmal zuviel.
Der Guide lotst uns durch den Dschungel in Richtung Aussichtspunkt. Waehrend dem Marsch auf dem Dschungelpfad erklaert er, dass dieser Dschungel erst 17 Jahre alt ist. Zuvor hatten Immobilienhaie den lokalen Wald zweimal gerodet. Beeindruckend, was in diesem Klima in 17 Jahren heranwachsen kann! Es fehlen aber dementsprechend die alten, riesigen Regenwaldbaeume.
Eine Ansammlung von grossen Lavabrocken bilden den Aussichtspunkt auf den Berg. Die Daemmerung hat bereits eingesetzt, mit etwas Glueck koennen wir nun bald die Auswuerfe des Arenal beobachten. Allerdings drohen die Wolken, uns einen Strich durch die Rechnung zu machen. Aber wir haben Glueck: Kurz bevor wir wieder aufbrechen werden wir fuer das lange warten belohnt, und der Berg speit eine ziemlich ordentliche Menge an gluehenden Brocken heraus. Ein Spektakel, das wir natuerlich aus sicherer Entfernung beobachten.
Anschliessend marschiert unsere Gruppe durch den Dschungel zurueck zum Bus. Unterwegs machen wir einen Kurzen halt, um alle Taschenlampen zu loeschen. Sofort wird klar: Ohne kuenstliches Licht faellst du hier den Urwaldbewohnern zum Opfer. Und von solchen der unangenehmen Sorte hat's hier in Costa Rica eine Menge. Panther, Krokodile, aber auch kleiner Unholde wie die Torsalo-Fliege (Bot Fly), die eine ganz fiese Tour fliegt: Mit ihrem Stich legt sie ihre Eier u.a. in menschlichen Koerpern ab, wo nach einigen Tagen die Larven schluepfen. Diese ernaehren sich vom Fleisch ihres Wirts, weshalb es ratsam ist, diese Viecher rasch entfernen zu lassen.
Diese paar "eggligen" Viecher sollen aber keineswegs die Freude an der Naturpracht verderben: Der Dschungel ist umwerfend schoen, und wenn man die Faultiere sieht, die hier buchstaeblich in den Baeumen rumhaengen, wird klar, wo ein naechstes Leben wuenschenswert waere.
Nach diesem Exkurs wieder zurueck in den Touri-Bus: Gegen 19.00 chauffiert uns der Fahrer ins Baldi-Bad, das angeblich vom Vulkan geheizt wird. Die riesige Anlage erinnert mich irgendwie an das Laguna in Weil am Rhein. Ich haette hier einige naturbelassene Thermalpfuetzen erwartet, diese riesige Touri-Anlage beeindruckt mich hingegen nicht sonderlich.
Im Arenal-Laguna a.k.a. Baldi kann man sich fuer 20 Dollares den Ranzen vollschlagen, was Hakan und mir sehr entgegenkommt, da wir den ganzen Tag noch nichts richtiges gegessen haben. Am Buffet treffen wir ein US-Paerchen aus dem Bus. Wir kommen ins Gespraech, und sie laden uns an ihren Tisch ein. Zwei sympathische Leute, die zwei. Wir plaudern ausgiebig ueber die Weltpolitik und alle freuen sich darueber, dass der Vollidiot und Ex-Alkoholiker naechstes Jahr bzw. im Januar in einem Jahr abgeloest wird.
Das Paerchen aus Florida (ja, die Amis stellen sich immer vor als "xy" aus "Stadt xy", "Staat xy". In diesem Fall im Klartext: Peter & seine Freundin (weiss den Namen leider nicht mehr) aus Orlando, Florida. Ok, ich bin Miguel bzw. Mike aus Basel-Stadt, Switzerland. Oder Gundel Bronx, Basel-Stadt.
Nach dem netten Diner schlendern Hakan und ich durch die Anlage und plumpsen irgendwo ins doch sehr heisse Wasser. Ein Glueck: Es ist noch nicht Hochsaison, es hat vergleichsweise wenige Badegaeste. Uncool: Sogar fuer die Garderobenkaestchen werden dir fuenf Dollares aus der Tasche gezogen. Fuer das Badetuch hingegen muss man nur ein Depot hinterlegen, das man bei rechtzeitiger Rueckgabe zurueckerhaelt.
Gegen halb zehn ziehen wir uns um und haengen an die Bar, wo wir uns ein wenig mit dem Barkeeper auf Spanisch unterhalten. Dieser hat eine solche Freude an unseren sprachlichen Integrationsbemuehungen, dass er uns mit einem Handschlag bzw. Faust gegen Faust (Begruessung bzw. Verabschiedung der lokalen Ticos) adelt.
Anschliessend laedt uns der Chauffeur bei unseren habitaciones ab, wo wir dem Kuehlschrank die gebunkerten Biere entnehmen, mit denen wir uns in den Park im Zentrum von Fortuna begeben und ueber unsere Reiseplaene plaudern. Wir beschliessen, uns Ende Jahr in Ecuador wiederzutreffen, um dort zwei Wochen lang herumzureisen.
Spaeter am Abend begeben wir uns in die lokale Bar, wo wir bis zur letzten Runde haengenbleiben. Wir beenden den Ausgang vor einem Imbiss-Schuppen mit Blick auf den Vulkan (auch wenn das morgens um 4.00 Uhr nicht ganz einfach ist). Dort kreuzt auch wieder der Restaurant-Typ von gestern auf, der uns die Tour fuer einen erhoehten Preis andrehen wollte. Er ist nach eigenen Angaben bekifft. Ich wuerde meinen sogar sehr bekifft, wiederholt im Laufe des Gespraechs doch saemtliche Fragen und Aussagen mindestens drei Mal. Praedikat anstrengend. Gute Nacht.

Keine Kommentare: