Sonntag, 25. November 2007

Bekanntschaften

Samstag, 25. November:
Heute stand ich im Supermarkt vor den Sonnencremes (meine Thurgauer Mitschuelerin hatte mir angeraten, auf die lokal verwendeten Cremes zurueckzugreifen), als mich eine sympatische Latina auf Englisch ansprach. Ich antwortete auf Spanisch, und so unterhielten wir uns eine Weile. Es stellte sich heraus, dass es ihr erster Tag in Jaco war und sie normalerweise in San Jose wohnt.
Abends begegnete ich ihr in einer Bar wieder und fand heraus, dass sie drei Kinder hat und studiert. Alsbald wurde auch klar, wie sie ihren Lebensunterhalt verdient und dass sie nicht in Jaco weilt, um Ferien zu machen: Sie bot sich mir fuer 100 Dollar feil. Ein bizarrer Moment.

Der erste Schultag

Freitag, 23. November:
Die ersten Schulstunden fanden statt in Form einer Exkursion an einen der schoensten Straende in der Gegend. So hatte ich gleich die Gelegenheit, meine Mitschueler kennenzulernen: Nicole, eine charmante 22-jaehrige aus Flandern, mit der ich mich sowohl in Spanisch als auch in Niederlaendisch unterhalten konnte, in letzterer Sprache natuerlich noch etwas fluessiger.
Der fortgeschrittenste Schueler ist David, ein 57-jaehriger aelterer Juengerer, der jaehrlich hier in Jaco vorbeischaut. Mit von der Partie ist auch eine Schweizerin: Mit der 32-jaehrigen Yvonne, reformierte Pfarrerin aus dem Thurgau, kam auch das Schwyzerduetsch nicht zu kurz. Und nein, ich habe keine Religionsdiskussion angezettelt!
Mit Hakan, einem 28-jaehrigen Daenen, verstand ich mich auf Anhieb praechtig. Zusammen werden wir die kommenden zwei Wochen den Spanischkurs bei Gilles-Eric besuchen, eine ziemlich coole (Klein-)Klasse.
Geleitet wurde der Ausflug von Alfonso, einem Costa Ricaner in den 50ern, der in Abwesenheit der Schuelerinnen auch gerne mal augenzwinkernd einen lokalen, leicht machoiden Trinkspruch zu klopfen weiss.
Nachdem wir am Bilderbuchstrand gebadet und die in den 70ern von Hippies in Vulkangestein gemeisselten Statuen (nur bei Ebbe sichtbar) besichtigt hatten, assen wir in einem sogenannten Soda zu Mittag. Die Sodas servieren Mahlzeiten lokaler Kost (v.a. Reis, Bohnen und Fleisch), duerfen aber keinen Alkohol ausschenken. Eine Soda-Mahlzeit kostet laeppische 2 Dollar - klar, dass ich in den hiesigen Sodas des Oefteren einkehre. In diesen Lokalen verkehren vor allem Einheimische, eine gute Plattform, um Spanisch zu ueben. Sobald man Spanisch spricht, hat man Chancen, ein Laecheln zu ernten. Ausschliesslich Englisch Sprechende scheinen hingegen geringe Chancen zu haben, herzlicher Freundlichkeit von Seiten der Einheimischen zu begegnen.
Der Ausflug war schon um halb drei zu Ende, danach liess ich die Seele baumeln und holte auch noch etwas Schlaf ein, um mich dann um halb zehn wieder mit den MitschuelerInnen zu treffen. In der lokalen Disco tanzten sich die Einheimischen die Fuesse wund, ich selbst traute mich nicht, das im Vergleich wohl noch etwas steife Tanzbein zu schwingen.
Am Ende blieben Hakan und ich uebrig und zogen noch weiter um die Haeuser, gegen drei Uhr gingen auch wir nach Hause.

Freitag, 23. November 2007

Ankunft in Jaco

22. November
Nachdem ich ordentlich ausgeschlafen und unter dem Bild des letzten Abendmahls (ja, das Haus war voll von christlichen Symbolen, was mich als Unbeteiligten aber nicht weiter beschaeftigte, ausser dass es an dieser Stelle natuerlich erwaehnt sein muss) gefruechstueckt hatte, brachte mich der Mann des Hauses zur Bushaltestelle. Im Bus wurde mir klar, dass alle mich fuer einen Ami-Gringo halten (in Costa Rica hat es Amis wie Deutsche in Mallorca (Sorry Peer, Gerd und Co.). Wie konnte ich dieses Image loswerden? In diesem Moment gar nicht, und deshalb gab es nur eins: Moeglichst schnell zur Sprachschule!
Auf dem loechrigen Weg holperte der im Innern stickige Bus fort und kaempfte sich mit dreiviertel Stunden Verspaetung bis Jaco durch. Dort liegt mein sehr schickes 2-Zimmer-Appartment gleich neben der Schule, die vom erwaehnten Gilles-Eric geleitet wird, die Appartments gehoeren seinen Eltern. Gilles-Eric bzw. Eric freute sich sehr ueber die Gruesse seiner frueheren Schueler Benj, Luegerino und Pedro und laesst herzlichst zurueckgruessen!
Nachdem ich eine Runde im Pool gedreht und mir danach ein Feierabendbier gegoennt hatte, holte mich der Jetlag ein: Um neun Uhr Abends (Vier Uhr morgens in Basel) fiel ich ins Bett, um morgens um vier dann hellwach zu sein.

Via Newark nach San Jose und Jaco

21. November: Nach dem ausgiebigen Sicherheitscheck in ZH folgte der Flug nach Newark. Dort erwarteten mich die Armis mit ihrem Immigration-Prozedere, das aber halb so schlimm war wie befuerchtet. Spektakulaerer waren da schon die kleinen Unterschiede zwischen Europa und den USA zu bemerken. Da war zum beispiel die Schuessel auf dem Herrenklo, worin sich viel Wasser befand. Soviel, dass ich dachte, das Teil sei verstopft und mich nach meinem "Brunnen" leise davonschlich. Bis ich waehrend der langen Wartezeit wieder fuer kleine Jungs musste und aus Neugier ins gleiche Klo zurueckkehrte. Zufaelligerweise kam gerade einer raus und hatte gespuelt, und siehe da - es hatte wieder soviel Wasser drin! Tja, immerhin begriff ich nun, warum der Kopf des "Dude" im BIG LEBOWSKI in der Kloschuessel soviel Wasser abbekommen hatte. In einer Schweizer Toilette waere das eher schwierig gewesen. Eine zweite lustige Szene am Flughafen Newark: Der Einfachheit halber moechte ich einen Security-Typen fragen, wo es zum Gate geht. Leider hat der gute Mann gerade keine Zeit, weil er seine fuenf Kollegen, die bei ihm rumstehen, auf den geilen Arsch einer vorbeilaufenden Frau hinweisen muss. Nicht, dass der Security-Mann mich nicht gesehen hat, der erwaehnte Arsch ist gerade einfach wichtiger. Aufgrund der objektiv feststellbaren Attraktivitaet des observierten Hinterns zeigte ich jedenfalls eine gewisse Nachsicht und wartete brav, bis ich an der Reihe war.
Bevor ich mich zum Gate begab, kaufte ich mir noch ein Mineral (ja, es war mir bewusst, dass ich die Flasche bei der Kontrolle wieder abgeben musste, aber die Luft im Flugzeug hatte mich ziemlich ausgetrocknet). Am Salespoint zueckte ich die 50-Dollar-Note. "I can't break that 50 Dollars, Baby" hiess es umgehend aus dem Mund der Verkaeuferin. Das klang doch irgendwie ganz charmant. Und amerikanisch.
Der Flug nach San Jose fand nachts statt, und ich Esel dachte ohne nachzudenken, dass wir dem Tageslicht entgegenfliegen wuerden. Letztlich war das aber auch egal, die Strecke New York-San Jose bei nacht ist mehr als Empfehlenswert, sofern man einen Fensterplatz hat.
In San Jose fand ich nach dem Immigrationsprozess das "Puff" vor, das Gilles-Eric von der Sprachschule in Jaco mir beschrieben hatte (Er hatte fuer San Jose einen Abholdienst fuer mich organisiert): Dutzende erwarteten Dutzende, manche mit Schildchen und manche ohne. Da stand ich nun, fand aber das Schildchen mit meinem Namen nicht. Da wurde mir auch schlagartig bewusst, dass ich nicht mal eine Nummer von Gilles-Eric bei mir hatte, geschweige denn vom Abholdienst. Tja, auch der Schweizer mit dem Desinfektionsspray und der elektrischen Zahnbuerste im Gepaeck vergisst das eine oder andere in seiner akribischen Vorbereitung.
Einen kurzen Moment lang war es ein eigenartiges Gefuehl, so alleine in diesem fernen Land inmitten des besagten "Puffs" zu stehen. Als mir gerade einfiel, dass ich mit meinen zahlreichen Dollars im Sack problemlos ein Taxi in die Stadt zu einem Hotel nehmen koennte, sah ich auch schon das Schild mit meinem Namen aus dem Gewuehl auftauchen. Ein herziges aelteres Ehepaar war es, das mich zu ihrem Bed and Breakfast etwas ausserhalb von San Jose chauffierte. Mit meinen bisher erworbenen Spanischkenntnissen kam sogar zur Freude beider Parteien eine laengere Konversation zustande. Im Haus angekommen warf ich mich alsbald todmuede ins Bett.