Dienstag, 1. Januar 2008

Dienstag, 25. Dezember
Um acht Uhr stehe ich auf und nehme eine eiskalte Dusche, warmes Wasser ist in diesen Breitengraden leider rar. Den Rucksack hatte ich bereits gestern Abend vor dem Festessen gepackt.
Nach dem Checkout bzw. dem Ueberreichen des Schluessels frage ich an der Reception, ob sie mir ein Taxi bestellen koennen, da es draussen wie aus Giesskannen regnet. Nun, mit Geld kann man vieles kaufen - aber sicher keine Taxifahrt um 8.30 Uhr morgens in Puerto Viejos stroemendem Regen. Dicke Scheisse. Die Bushaltestelle liegt einen viertelstuendigen Fussmarsch vom Rocking J's Hostel entfernt. Immerhin habe ich gestern das unansehnliche aber praktische Regencape gekauft, das nun immerhin dreiviertel meines grossen Rucksacks bedeckt. Den kleinen Rucksack stopfe ich in einen Plastiksack, den ich von der Waescherei bekommen habe.
Einmal tief durchatmen, dann begebe ich mich in die tropischen Regenfluten. Nach etwa einem Drittel der Strecke ist mein Unterleib klatschnass, an meinem Langarmshirt gibt es noch vereinzelt trockene Stellen. Nach rund einer Viertelstunde komme ich beim Busbahnhoefchen an und inspiziere Kurz den Wasserschaden. Erfreulich: Der grosse Rucksack ist nur aussen feucht, innen ist alles trocken geblieben. Uff. Das Handgepaeck ist im Schutze des Plastiksacks vollkommen trocken geblieben.
Um 9.00 Uhr faehrt der Bus ueberraschend puenktlich ab. Das Abenteuer geht weiter.
Nach einer halben Stunde steigt ein Schweizer Ehepaar ein das mich mehrmals fragt, ob dies der Bus nach San Jose sei, was ich mehrmals bejahe. Zur Belohnung gibt`s unterwegs eine kleine Ueberraschung aus der Reisetasche der Schweizerin: Ein ziemlich frisches Basler Laeggerli. In der Pampa von Costa Rica.
Nach etwa zwei Stunden haelt der Bus unversehens an. Die Scheiben sind schon lange beschlagen, daher oeffne ich ein Fenster, um nachzusehen, was los ist. Unglaublich: Die Strasse steht vollkommen unter Wasser, die ganze Gegend ist ueberschwemmt. Es sieht aus wie die Fernsehbilder von Ueberschwemmungen aus der 3. Welt. Spaeter werde ich erfahren, dass dies fuer die kommenden Tage der letzte Bus nach San Jose war, da Daemme gebrochen sind und die Strecke unbefahrbar geworden ist.
Der Busfahrer bleibt aber cool und kaempft sich durch Strassenfluesse und Seen, unter denen irgendwo eine Strasse liegt. Ehrlich gesagt rechne ich nicht damit, an diesem Tag noch in San Jose anzukommen. Aber nach rund einer Stunde im Hochwassergebiet haben wir eine Huegellandschaft erreicht und lassen die Fluten hinter uns. Mit nur etwa einstuendiger Verspaetung erreichen wir um 14.00 Uhr San Jose. Dort wartet die naechste Ueberraschung: Der Busfahrer scheint an Weihnachten keine Lust zu haben, nach Montezuma zu fahren. Deshalb faellt der 14.30 Uhr-Bus leider aus. Erfreulicherweise stosse ich bei der Bushaltestelle aber auf Marc, einem Berner, der in San Jose ein Austauschjahr an der Uni verbringt, und Corine, eine US-Amerikanerin aus San Diego / Kalifornien. Hinzu kommen Mor, eine Israelin, sowie Josefina und Andrea, zwei Argentinierinnen. Alle haben wir das gleiche Ziel: Die nordwestliche Halbinsel. Wir teilen uns auf, Marc, Cory und ich nehmen ein Taxi nach Puntarenas, von wo aus wir die Faehre auf die Halbinsel nehmen koennen. Die zweistuendige Taxifahrt kostet uns satte 30 Dollar pro Person, aber heute gibt´s keine andere Moeglichkeit mehr.
In Puntarenas auf der Faehre ist es endlich soweit: Die Odysse hat sich gelohnt - ich ziehe meine Schuhe aus und schluepfe in meine Flip Flops - endlich! In einem herrlichen Sonnenuntergang fahren wir eine Stunde lang mit der Faehre. Auf der anderen Seite stellt sich heraus, dass heute auch hier nur eingeschraenkter Busverkehr herrscht, auch wenn wir in San Jose anderstlautende Auskunft erhalten haben. Es bleibt uns nichts anderes uebrig, als erneut ein Taxi zu nehmen. Fuer die einstuendige Fahrt nach Montezuma bezahlen wir noch einmal zehn Dollar pro Person.
Um etwa 20.00 Uhr kommen wir endlich in Montezuma an. Die Odyssee hat satte elf Stunden gedauert.
Fuer Montezuma hatte ich das Luna Llena-Hostel empfohlen erhalten. Zum Glueck hat es da noch eine freie Cabina mit drei Betten, die Marc und ich gemeinsam beziehen. Cory geht in ein anderes Hostel, wo ihre sie erwartenden Freunde fuer sie ein Bett gebucht hatten.
Waehrend wir uns einrichten setzt sich Maercu, unser Cabina-Nachbar, auf den Balkon und goennt sich ein Bierchen. Er kommt aus Burgdorf und ist ebenfalls alleine unterwegs. Er empfiehlt uns ein Restaurant, das wir mit unseren knurrenden Maegen schleunigst besuchen. Mit einem leckeren Pfeffersteak belohne ich mich fuer die heutigen Strapazen.
Nach dem Abendessen stossen wir im Supermarkt auf Cory, die uns zu einem Lagerfeuer am uebernaechsten Strand einlaedt. Wir nehmen die Einladung gerne an und begeben uns mit einigen Bierchen bewaffnet zum besagten Strand. Der Alkoholpegel ist vor Ort bereits auf hohem Niveau, und die Ami-Maedels haben sich leider alle schon an einen maennlichen Hals geworfen. Bald darauf geht ein ereignisreicher Tag zu Ende - ich falle todmuede ins Bett.

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